In der Pionierzeit der Wasserkraft wurden ökologische Belange nur wenig berücksichtigt. Es ging darum, Fortschritt in die Alpentäler zu bringen und die Ressource Wasser für die Stromproduktion zu nutzen. Auch war damals noch wenig bekannt über die Auswirkungen von Kraftwerksbauten auf Fische und andere Wasserlebewesen.
Fische sollen auf Wanderschaft – oder Lift fahren
Inzwischen hat sich dies grundlegend geändert. Es ist bekannt, dass Kraftwerksbauten, wie beispielsweise Fassungen, für Fische ein Wanderhindernis darstellen. Das 2011 revidierte Bundesgesetz über die Fischerei schreibt vor, dass die Fischwanderung aufwärts und abwärts gewährleistet sein muss. Dafür müssen i.d.R. technische Veränderungen an Gewässern vorgenommen werden. Mit der Umsetzung muss bis 2030 begonnen und Hindernisse, die die Fischwanderung stören, müssen behoben werden. Die dafür benötigen Fischwanderhilfen können technisch, etwa mit einem Schlitzpass, oder naturnah, wie beispielsweise mit einem Umgehungsgewässer, realisiert werden. Der Bund übernimmt die Kosten für die entsprechenden Massnahmen und eine biologische Wirkungskontrolle.
Fischlift im Gadmerwasser realisiert
Die Fachleute von Grimsel Hydro beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Fischwanderung, unter anderem, weil die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) bereits selber einen Fischlift für den Fischaufstieg und eine separate Fischabstiegsanlage im Gamderwasser realisiert hat. Seit 2013 steht der Lift beim Ausgleichbecken Fuhren. Die Fachstelle Ökologie bei Grimsel Hydro hat diesen nach einer intensiven Planungsphase und einem Variantenstudium zur freien Fischwanderung umgesetzt. Für die Anlage im Gadmerwasser war diese Lösung die fischökologisch und ökonomisch beste Variante. Eine besondere Herausforderung bei der Realisierung waren ein schwankender Wasserspiegel von zwei Metern im Oberwasser, sowie klare Vorgaben für das Restwasser im Unterwasser. Trotz diesen schwierigen Rahmenbedingungen ist es gelungen, die Wanderung der Forellen im Gadmerwasser zu garantieren. Im Rahmen eines dreijährigen Monitorings konnte die Funktionsfähigkeit des Liftes eindrücklich nachgewiesen werden. Alle Grössen und Altersklassen nutzen den Lift und die Anzahl «fahrender Fische» übersteigt die Erwartungen.
Auch mit Fischlift kann das Kraftwerk ganz normal funktionieren, zudem sind die Wartungsarbeiten für den Lift gering. Der Fischlift im Gadmerwasser ist eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösung.
Was bietet die Fachstelle Ökologie bei Massmahmen zur Fischgängigkeit?
- Wir analysieren für Sie die Ausgangslage und machen eine Defizit- und Ursachenanalyse gemäss aktuellem Forschungsstand.
- Wir führen Variantenstudien durch und definieren für Sie die Bestvariante – immer mit Blick auf die Bedürfnisse eines Kraftwerksbetreibers.
- Wir führen die bautechnische Planung von Fischaufstiegsanlagen, Fischabstiegsanlagen und Fischschutzeinrichtungen durch.
- Wir unterstützen Sie bei der Realisierung der verfügten Massnahmen.
- Wir sind sehr gut vernetzt und leiten für Sie den Begleitprozess mit Bundesämtern, Kantonsvertretern, Fachorganisationen und anderen.
- Wir führen die fischökologischen Erfolgskontrollen durch.
- Wir kümmern uns um die Formalitäten für Fördergelder.
Projekte
- 2016, EBS, Variantenstudium für mehrere Wasserfassungen und Wasserrückgaben im Muotatal (in Bearbeitung)
- 2016, SBB, Variantenstudium Massaboden (Rhone)
- 2016, KWO, Resistivity Fish Counter – Seeforellenaufsteigerzählung 2016 (Hasliaare und Urbachwasser)
- 2015, FMV, Beratungsmandat «Expertise Fischgängigkeit» mit Variantenstudium Fiesch (Rhone) mit Bestvariante Fischlift
- 2015, FMV, Beratungsmandat «Expertise Fischgängigkeit» mit Variantenstudium Gluringen (Rhone) mit Bestvariante Fischlift
- 2014, BKW, Variantenstudium der Wasserfassungen an der Simme und Kander (in Bearbeitung)
- 2014 und 2015, KWO, Seeforellenleitsystem «Seeforellenweiche» (Hasliaare), jeweils drei Monate Installationszeitraum
- 2013 bis 2015, KWO, fischökologische Erfolgskontrolle des Fischlifts mittels Kameramonitoring während drei Betriebsjahren
- 2012, KWO, Fischlift Fuhren inkl. Fischabstiegsanlage (Gadmerwasser), Inbetriebnahme 2012
- 2012, KWO, Fischschutzmassnahme: Bauliche Massnahme gegen Fischverdriftung (Engstlensee)
- 2011 und 2012, KWO, Fischabstiegsmonitoring: Überprüfung der Fischverdriftung aus dem Totensee mittels Flügelreuse, 8 Monate Installationszeitraum
- 2011, KWO, Fischabstiegsmonitoring: Überprüfung der Fischverdriftung ins Kraftwerkssystem Hopflauenen mittels Flügelreuse (Gadmerwasser), 5 Wochen Installationszeitraum
Referenzen
Projektreferenz Fischlift am Gadmerwasser (Bericht Fachzeitschrift WasserWirtschaft 2016)
Mobiles fischschonendes Leitsystem (Bericht Fachzeitschrift WasserWirtschaft 2015)